Hallo Rolf,
Ich habe Dir bereits vor einiger Zeit geschrieben, dass ich vieles was Du schreibst voll und ganz unterschreiben könne. Ich glaube aber nicht, dass es besonders dünnhäutige Menschen sind, die eine Psychose bekommen, sondern im Gegenteil, Menschen die jahrelang entgegen ihrem innersten Gefühl gelebt haben. Ohne das zu wissen natürlich. Also sozusagen die anderen Menschen immer über das eigene Selbst gestellt haben. Ich erhebe keinen Anspruch darauf, dass meine Meinung die Richtige ist, ich stelle sie hier nur ins Netz, mit dem Gedanken, dass der eine oder andere psychisch kranke Mensch das lesen möge und für sich verwenden kann. In meinem Bekanntenkreis befinden sich mehrere psychisch kranke Menschen die genau das voll und ganz unterschreiben könnten.
Ich habe festgestellt, dass ich jahrzehntelang ein äußerst "dickfelliger" Mensch war. Es konnte mich nichts und niemand "umhauen". Ganz im Gegenteil, ich habe auch noch die Probleme der anderen weggebaggert. Hatte ein eigentliches Helfersyndrom, habe für alle gesorgt nur niemals etwas für mich gemacht.
Erst die Psychose hat dies alles richtig aufgedeckt. Ich bin heute noch überzeugt, dass ich meinem wahren Gefühl näher stehe, wenn ich psychosenahe bin, als wenn ich mich wieder in meine Arbeit stürze. Ich war ein Workaholic, die Erfolgserlebnisse im Geschäft gaben mir die nötige Nahrung, mit der Arbeit habe ich meine eigentlichen Gefühle vergraben, denn hätte ich sie gespürt, hätte ich nicht so leben können.
Nach meiner Psychose habe ich mich intensiv mit dieser Sache auseinandergesetzt. Sehr eindrücklich sind diese Abläufe (Grandiosität etc.) bei Alice Miller beschrieben. Ihre Bücher haben mir sehr geholfen diese schwierige Materie zu ergründen. Bei mir war es so, dass ich keine eigenen Grenzen hatte (setzen konnte) jeder der wollte konnte in meinen persönlichen Bereich eindringen. Alles und jeden stellte ich über meine eigenen Gefühle. Ich musste immer für die anderen da sein, für die anderen schauen, sorgen. Meine eigenen Gefühle kamen an allerletzer Stelle.
Diese Dickfelligkeit wurde in der Kindheit "erarbeitet". Ich will hier nicht näher darauf eingehen. Ob nun sexuelle Übergriffe oder auch starke emotionale Übergriffe ein Kind soweit schädigen, dass es sich selber nicht mehr wahrnehmen kann, spielt eigentlich keine Rolle. Die Schäden sind dieselben. Es wird sich Zeit seines Lebens nicht abgrenzen oder wehren können. Meistens wurde ihm ja auch gesagt, dies geschehe alles zu seinem besten.
Das problematische an diesen Dingen ist, dass wir uns an diese in der frühesten Kindheit erlittenen Übergriffe nicht mehr erinnern können, weil wir alles ins Unbewusste verdrängt haben. Deshalb rate ich jedem der eine Psychose hatte, niemals nur auf die Medikamente zu vertrauen. Das ist gut für die akute Phase. Aber gesund, richtig gesund wirst Du nur wenn Du eine Psychotherapie machst und die Dinge die dich krank gemacht haben ausgräbst.
So es tut mir leid, das ist nun ein bisschen lang geworden. Ich hoffe es stört sich niemand daran.
Ich werde wieder bei Dir vorbei schauen.
Grüsse und alles gute
Gabi
Kommentar:
Hallo Tamara, schade, Du hast Deine E-Mail-Adresse vergessen. Wenn Du wirklich zahlreiche Antworten willst, dann würde ich die Frage lieber nochmal im Psychiatrie-Forum stellen. Gästebücher sind für eine richtige Diskussion ungeeignet. Gruß. Rolf